Dein Bild

Dein Bild von Gott, vom Glauben, von dir

Bilder: Jürgen Baiker

Dein Bild – Original oder Abklatsch?

Zum 10-jährigen Jubiläum der ChurchNight hat sich das AGo-Team ein paar ganz besondere Sachen einfallen lassen: ein riesiger Bilderrahmen gleich am Eingang, Fotoshooting, fünf Theaterstücke der amerikanisch-deutschen Theatergruppe Covenant Players viel Musik des Posaunenchors und des Musikteams, Impulspredigten von Pfarrerin Veith und zum Abschluss ein leckerer Imbiss und Getränke – es war nicht nur ein Anderer Gottesdienst (AGo), es war ein ganz besonders Abwechslungsreicher Gottesdienst.

Ausgelöst durch das Impulspapier  ‚Kirche der Freiheit‘  der EKD im Sommer 2006, in dem es u.a. um die Aufwertung des Reformationstages ging, gab es im Oktober die ersten ChurchNights. Wir in Horb waren von Anfang an dabei, ganz besonders Pfarrerin Veith. Und so lädt die Kirchengemeinde seit dem 31.10.2006 am Abend des Reformationstags zur ChurchNight ein.

Das Motto der ChurchNight 2015 war Dein Bild. Gemeint war das Bild, das man von sich selbst, vom Glauben, von Gott und der Welt hat. Wie sieht dieses Bild aus? Aus welcher Perspektive nehmen wir als Insider die Kirche wahr? Wie ist die Außenwahrnehmung von Kirche, von uns Christen? Wie könnte man seinen Glauben in einem Bild darstellen? Aus welchem Blickwinkel betrachten wir die Welt?

Die Gottesdienstbesucher betraten die Johanneskirche durch einen überdimensionalen, von Uschi und Klaus Eisele prächtig gestalteten Bilderrahmen – sie waren trotzdem nicht sofort im Bilde. Vorbei ging es an einer Wand mit verzerrender Spiegelfolie zum persönlichen Foto-Shooting.

Nach der musikalischen Begrüßung durch den Posaunenchor und das Musikteam trugen die  Covenant Players (Silke Groves, Penni Jo und David Groves) ihr erstes Stück vor: ‚Ist doch logisch – was?‘  Für jede Form von Beziehungen ist es wichtig, miteinander zu reden. Es ist keinesfalls Zeitverschwendung!  Das gilt für alle Beziehungen – auch für die zu Gott.

Mit dem zweiten Stück führte die Theatergruppe in eine Alltagssituation:  ‚Kennt irgendjemand den Weg?‘. Ein Mensch steht ratlos an einer Wegkreuzung, weil er einerseits den verlockenden, scheinbar attraktiven und bequemen Wegen und Führern nicht so richtig traut, sich aber andererseits auch nicht dazu durchringen kann, das Angebot des Bergführers anzunehmen, mit ihm die steile, herausfordernde Wand zu durchsteigen.

In dem gemeinsam gesungenen Lied Du meine Seele singe und wurden anhand ganz unterschiedlicher Bilder Eigenschaften Gottes vorgestellt: Gott als Schatz, als Licht, als Zelt, er ist Zufluchtsort und (Schutz)Hütte und König. Solche Bilder können uns helfen, durch Analogien Glaubenszusammenhänge leichter zu erfassen.

In dem Theaterstück ‚So heißt das Spiel‘  wurde von der Schauspielerin und Sängerin Penni Jo ein Mensch vorgestellt, der schon alles hat, schon überall gewesen ist. Der überall Erfolg hat und sich jeden Wunsch erfüllen kann, für den keine Wünsche mehr offen bleiben müssen, der aber bei weitem nicht wunschlos glücklich ist – kann das sein? Als diesem gelangweilten Mensch schließlich die Idee kommt, sich in die Hölle zu wünschen, wird ihm von seinem Butler eröffnet: Aber Frau Schmitt, Sie sind nicht ganz im Bilde - Sie sind  in der Hölle.

Nach einem musikalischen Intermezzo des Musikteams wurden von Silke Groves unter großem Beifall einige ‚Freiwillige‘ unter den Gottesdienstteilnehmern ausgesucht, die pantomimisch eine Nachricht weitergeben sollten. Wie zu erwarten war, endete die Kette damit, dass die ursprüngliche Szene (Wilhelm Tells Apfelschuss) beim letzten in der Kette, Klaus Gottschalk, eher wie die Darstellung einer Frau vor dem Schminkspiegel ankam: Das Original war auf der Strecke geblieben! Ist so etwas auch mit dem Bild von Gott, mit dem Bild von uns selbst geschehen? Haben wir eine Ahnung davon, wie wir gedacht sind und wie wir sein könnten. Ist das, was wir im Kopf haben das Original oder nur das, was uns andere vermitteln, aus zweiter Hand sozusagen. Soll man sich mit dem Abklatsch zufrieden geben?

In der nächsten Phase des abwechslungsreichen Programms kamen nun wieder die Bilder vom Fotoshooting zu Beginn des Gottesdienstes zum Einsatz. Diese waren inzwischen von Thomas Winz ausgedruckt worden. Sie wurden nun im Gottesdienstraum verteilt und jeder machte sich mit dem Bild in der Hand auf die Suche nach dem dreidimensionalen Original des Fotos. Das Chaos war Teil des Programms – aber nach erstaunlich kurzer Zeit und einigen Tauschaktionen hatte doch jeder sein eigenes Konterfei erhalten.

Im letzten Theaterstück, ‚Galaxis‘, richtete sich der Blick von ganz außen auf die Menschheit: Aliens befinden sich auf dem Weg durch die Milchstraße im Anflug auf einen Planeten. Dieser ist hübsch anzusehen, wenn auch nicht besonders groß oder wichtig. Aber der Planet, unsere Erde, erhielt Besuch von IHM! ER kam mit einem großartigen Plan: Liebe für alle Wesen, jeder soll den anderen so annehmen wie ER uns annimmt. Die Aliens sind begeistert von diesem Plan – aber Menschen lehnten den Plan ab, ja sie töteten IHN sogar! Als die Aliens das erfahren, sind sie schockiert: Die Bewohner dieses Planeten müssen grässliche Monster sein!

Im ihrem abschließenden Impuls ging Pfarrerin Veith auf die Aussage in der Schöpfungsgeschichte ein: Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns ähnlich sei! (Genesis 1,26).

Der Mensch - ein Bild das Gott ähnlich ist? Verbunden mit dieser Gott-Ähnlichkeit ist auch ein großer Auftrag: … Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Wie nehmen wir diesen Auftrag in einer richtige Weise an, wie können wir dieser Verantwortung gerecht werden?

Dazu gehört, so Pfarrerin Veith, sicher ganz wesentlich das Hören auf Gottes Ansprache. Denn  da, wo der Mensch auf Gottes Reden Acht gibt, mit ihm im Gespräch bleibt und ihm Rede und Antwort steht, kann er der großen Verantwortung gerecht werden über die Schöpfung zu herrschen – nicht unbeherrscht und ohne unmenschlich zu werden.

Bei guten Gesprächen, leckerem Fingerfood und untermalt von Jazzstücken des Musikteams klang die Jubiläums-ChurchNight 2015 aus.

                                                                                                       Walter Burgbacher