Am Freitag, 13. Oktober,

startete Michael Grüber um 18 Uhr das Projekt

Klangwelten und Verstrickungen

ein 6-Stunden-Konzert in der Johanneskirche

Über 6 Stunden hinweg wurde die evangelische Johanneskirche zu einem Klangraum.

Der Organist Michael Grüber entfaltete mit der verhüllten Orgel eine 6-stündige große Klangmeditation improvisierend und animierend mit der nicht sichtbaren Orgel „Organum non visibilis“.

Vom Werden und Vergehen - ein Beitrag zum Lutherjahr

 

Leben besteht aus Schwingung:

das kosmische Schwingen, unser Puls und unser Dasein und unser Miteinander auf dieser Welt. Alles ist Schwingung und Dynamik, ein stetes Hin und Her, mal harmonisch, mal dissonant. Durch Töne wird die Schwingung hörbar.

Alles ist Klang!

Die Orgel: das Instrument mit dem langen und scheinbar endlosem Atem | Klang der Ewigkeit

Die Orgel: das Instrument mit allen Schwingungen vom höchsten bis zum tiefsten Ton

Vom Werden und Vergehen: ein langes 3-stündiges Crescendo und ein langes 3-stündiges Decrescendo bis zum letzten Atemholen um 24 Uhr. Dazu im Bass über 6 Stunden durchklingend der tiefste Ton, das Fundament, die Basis.

 Woher komme ich, wohin gehe ich, wer bin ich, wo stehe ich? - was ist mein Leben?

 Vom Werden und Vergehen - eine große Klangmeditation

Die Besucher wurden eingeladen, sich anstecken zu lassen, sich mitreißen zu lassen von dem Atem der Orgel, zur Ruhe zu kommen und sich zu öffnen! Kommend und gehend, verweilend, herumlaufend, sitzend oder liegend auf den Liegestühlen unten in der Kirche oder oben bei der Orgel.

Mitschwingend, mitsummend, mitsingend - jeder, wie er wollte.

 Aber nie sprechend! Immer in Stille und Ruhe!

 Vielleicht fiel dem einen oder anderen tatsächlich ein Stein vom Herzen!

Dazu konnte, wer wollte, sich einen Stein im Korb am Eingang der Kirche aussuchen, ihn zum Organisten hochbringen an den Spieltisch legen - der Stein wurde zu Klang.

 

Nur die Steine machten die Musik, nicht die Finger des Organisten.

Die Klangfarbenwechsel und die rhythmischen Akzente machte der Organist nicht mit den Tasten, sondern nur mit den Registerzügen. Es entstanden Klangflächen, ein Klanggemälde, eine Collage.

 

In die Klangflächen hinein sang der Organist zu jeder vollen Stunde eine Melodie von Martin Luther:

Nun komm der Heiden Heiland (Advent)

Vom Himmel hoch da komm ich her (Weihnacht)

Aus tiefer Not schrei ich zu Dir (Passion)

Christ ist erstanden (Ostern)

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist (Pfingsten)

Am Ende der sechstündigen Improvisation ging das Decrescendo in ein kaum hörbares piano pianissimo der ausatmenden Orgel über bis es dann, auf den Punkt um 24 Uhr, den letzten Ton aushauchte.

 

Übrigens: In der St. Burchardi-Kirche in Halberstadt läuft seit 2001 die längste Orgelmusik der Welt mit dem Werk „As slow as possible“ von John Cage über 639 Jahre hinweg.